Familie Guggenheim

Familie Guggenheim

Bona Guggenheim geb.Jung

geboren am 21.12.1881
Flucht nach Argentinien 1939
gestorben am 11.12.1952 in Buenos Aires

Dagobert Guggenheim

geboren am 27.10.1910 in Donaueschingen
deportiert am 22.10.1940 zusammen mit 6500 badischen und pfälzischen Juden in das französische Internierungslager Gurs (nordöstlich der Pyrenäen)

Transport nach Auschwitz am 11.08.1942,
vermutlich am 14.08.1942 im KZ Auschwitz ermordet
oder: Dagobert wurde für den Arbeitseinsatz ausgesondert,
sein genauer Todeszeitpunkt ist unbekannt.
Er wurde am 31.12.1945 für tot erklärt.


 

Familie Guggenheim, Max Egon Straße

Die Familie lebte in der Max-Egon-Straße, Ecke Wasserstraße. Sie führten dort das damals größte Kaufhaus in Donaueschingen.

Die Familie Guggenheim war in Donaueschingen eine sehr angesehene Familie, die sich an die alte jüdische Regel hielt, den Zehnt ihrer Einnahmen an Sozialeinrichtungen, an Hilfsbedürftige und bedürftige Glaubensgenossen zu spenden.
Als 1932 der Vater von Dagobert Guggenheim, Abraham Guggenheim starb erschien in der Tageszeitung ein großer und mitfühlender Nachruf. Seine Wohltätigkeit und seine Liebenswürdigkeit gegenüber den Bürgern der Stadt wurde sehr gelobt.

Die jüdischen Mitbürger aus Donaueschingen gehörten zu der Gemeinde Gailingen, wo sich eine Synagoge befand und der jüdische Friedhof ist. An hohen jüdischen Feiertagen hatte er sein Geschäft geschlossen, was er durch Anzeigen in der Zeitung bekanntgab.

Nach dem Tod von Abraham Guggenheim führten sein Sohn Dagobert und seine Frau Bona Guggenheim in seinem Sinne das Geschäft weiter.

So erlebte die Familie den Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung am 10.11.1938 in Donaueschingen

Die Schüler gingen Richtung Max-Egon-Straße, dort trafen sie an der Irmabrücke auf Herrn Guggenheim, der mit der Bahn nach Singen fahren wollte. Es folgte eine Diskussion, später wurde Herr Guggenheim in sein Geschäft zurückgeschleift. Das Geschäft und die Wohnräume wurden verwüstet und mit antisemitische Schmierereien beschmiert. Nach diesen Ereignissen, ging die Mutter von Dagobert Guggenheim nach Frankfurt. Von dort gelang es ihr noch zu ihrer Tochter nach Argentinien zu emigrieren. Dagobert Guggenheim blieb vorerst in Donaueschingen, er wollte das Geschäft nicht alleine lassen. Da es aber Juden verboten war, ihre Geschäfte weiterzuführen und sie bald auch kein Wohnrecht mehr hatten, musste er dann nach Konstanz in ein sogenanntes Judenhaus gehen. An ihm wurde das traurige und grausame Vorhaben der „Endlösung“ vollzogen.

Das französische Internierungslager Gurs. Aus dem Buch, In Argentinien gerettet – in Auschwitz ermordet, von
Hans-Hermann Seiffert

Im Oktober 1940 verfügte der badische NSDAP-Gauleiter Robert Wagner die „Abschiebung“ aller badischen Jüdinnen und Juden nach Frankreich. Knapp ein Jahr, bevor die Depor­tationen nach Osteuropa einsetzten, wurden die Gaue Baden und Saarpfalz bereits Ende 1940 „judenfrei“ gemacht.

Die badischen Jüdinnen und Juden wurden ins Internierungslager GURS am Rand der Pyrenäen in der unbesetzten Zone Frankreichs deportiert. Im Februar/März 1941 wurden diejenigen, die bereits Ausreiseanträge gestellt hatten, ins Transitlager Les Milles bei Aix-en-Provence verlegt. Die Frauen, darunter Toni Guggenheim, wurden teilweise in Hotels in Marseille interniert, wo sie die erforderlichen Papiere für ihre Ausreise beschaffen sollten. Dieses quälende Prozedere beschrieb Anna Seghers sehr eindringlich in ihrem großen Roman „Transit“. Das größte Problem Toni Guggenheims und der anderen badischen Jüdinnen war, dass sie seit ihrer Deportation nach Frankreich als „staatenlos“ galten und die Schreibtischtäter im Konstanzer Passamt sich weigerten, ihnen Pässe oder entsprechende Ersatzdokumente auszustellen, was die Voraussetzung für den Erhalt aller weiteren Papiere war.

Dazu kam, dass die Gestapo die Vichy-Regierung im Juni 1941 anwies, nur noch den Jüdinnen und Juden die Ausreise zu gestatten, die vor dem Mai 1940 in Frankreich gelebt hatten. Das bedeutete, dass die badischen Juden und Jüdinnen gar keine Chance mehr hatten, eine Ausreisegenehmigungzu erhalten. Ihre Ausreise aus Frankreich war zu diesem Zeitpunkt nur noch illegal möglich, was einige couragierte Hilfsvereine auch organisierten. Allerdings waren deren Möglichkeiten begrenzt, sodass sie den meisten Asylsuchenden nicht helfen konnten. Das galt auch für Salomon, Toni und Dagobert Guggenheim. Sie wurden am 11. August 1942 aus Les Milles nach Auschwitz deportiert. Salomon und Toni wurden dort wahrscheinlich am 14. August 1942 ermordet, Dagobert wurde vermutlich für den Arbeitseinsatz ausgesondert, sein Todeszeitpunkt ist unbekannt.