Familie Weil, Max Egon Straße
Siegfried Weil
geboren am 27.11.1880 in Donaueschingen
gestorben am 03.06.1962 in Zürich
Frieda Weil geb. Braunschweiger
geboren am 02.01.1887 in Rheineck St. Gallen
gestorben am 20.09.1973 in Zürich
Hugo Siegfried Weil
geboren am 23.04.1914 in Donaueschingen
gestorben im Jahr 1989 in Zürich
Siegfried Weil wurde am 27. November 1880 in Donaueschingen geboren und verstarb 1962 in der Schweiz. Er wuchs hier mit seinen
drei Geschwistern in der Max-Egon-Straße auf. Später führte er das Konfektionsgeschäft seiner Eltern weiter und eröffnete in der Haldenstraße, Ecke Max-Egon-Straße ein neues Ladengeschäft.
Das Geschäft betrieb er mit seiner Frau Frieda Weil geborene Braunschweig, am 02.Januar 1887 in der Schweiz, gestorben 1973 ebenda und seinem Sohn Hugo Siegfried Weil, geboren am 23. April 1914 in Donaueschingen.
Der Sohn ist nach späteren schriftlichen Berichten seiner Eltern in Zusammenhang mit der Wiedergutmachungsleistung 1937 in die USA emigriert. Er muss dann aber später wieder zu seinen Eltern in die Schweiz gezogen sein, wo er sich wegen seiner Gemütskrankheit, wie es seine Mutter in einem Bericht beschrieb, für mehrere Jahre in einer Nervenheilanstalt aufhielt. Am 17.Januar 1989 ist er in der Schweiz gestorben.
So erlebte die Familie den Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung am 10.11.1938 in Donaueschingen
Keiner der Augenzeugen, die den 10.November 1938 als Schüler miterlebten, berichteten mir davon, dass sie Frau Weil an diesem Tag gesehen hätten. Ich vermute, dass Frau Weil schon bei ihrer Familie in der Schweiz war.
In ihrem Bericht an die Entschädigungskammer des Landgerichts Freiburg 1959 berichtet sie als Zeugin davon, wie sehr ihr Mann an seiner Heimatstadt und seinem Geschäft hing und dass es ihm sehr schwer fiel Donaueschingen zu verlassen.
So ist anzunehmen, dass am 10 November 1938 Siegfried Weil wohl allein in Donaueschingen in seinem Geschäft war. Wie mir verschiedene Zeitzeugen berichteten, hat wohl Herr Weil mitbekommen, dass da etwas in der Stadt vorsichgeht und andere jüdische Geschäfte verwüstet wurden. Er soll sich in seiner Wohnung verbarrikadiert haben. Wie er später selbst berichtete, drangen 20 -30 Personen in seine Wohnung ein und verwüsteten seine Wohnung und sein Geschäft. Alles wurde auf die Straße geworfen: Blumen, Möbel, Kleidung … Er selbst wurde geschlagen, zu Boden geworfen und mit Füssen getreten. Die Zeitzeugen, die als Schüler vor dem Haus standen und alles mitansehen mussten, hatten mir dies berichtetet. Aus dem Gebäude hörte man Schreie und einen dumpfen Schlag. Ein Augenzeuge berichtete, dass man sah, wie Herr Weil die Treppe mit den Füßen zuerst hinuntergeschleift wurde, wobei der Kopf immer wieder auf die Stufen aufschlug. Blutüberströmte wurde Herr Weil abgeführt und in die sogenannte „Schutzhaft“ („Die Juden müssten vor der Wut der Bevölkerung geschützt werden“) genommen. Der Zeitzeuge, der mir dieses Erlebnis schilderte, saß nun als alter Mann gebeugt auf dem Stuhl den Kopf in den Händen und sagte, dass er dies in seinem ganzen Leben nie vergessen hätte. Als Herr Weil durch eine Bürgschaft von der Familie seiner Frau nachweisen konnte, dass er Deutschland verlassen werde, kam er aus „Schutzhaft“ wieder frei. Die Familie emigriert 1939 in die Schweiz, wo sie von der Verwandtschaft seiner Frau versorgt worden sind. Ob Herr Weil in der Schweiz wieder als Kaufmann arbeitete ist nicht gesichert.
Herr Weil musste sich später bei der Wiedergutmachung und Schadensersatzleistung mehrmals schriftlich dazu äußern und Zeugen benennen, weshalb er Schadensersatz und Schmerzensgeld für seine kaputten Zähne fordern würde. Der damalige Zahnarzt sagte, die Zähne hätten überall kaputt gehen können.